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Serenadenkonzert des Blasorchesters in idyllischer Kulisse der Langfeldsmühle – Ehrung von Lothar Winter

Sonntag, 25.06.2017, Kategorie:

Gekonnt bot das Blasorchester des TV 1896 Hergershausen unter der neuen Leitung von Dirigent Patrik Gunther einen Einblick in sein umfangreiches Repertoire.
Ein laues Lüftchen weht über den voll besetzten Innenhof der Langfeldsmühle und die zahlreichen Zuhörer werden von Christel Winter durch ein sehr vielseitiges Konzert moderiert. Zu jedem der sorgsam ausgewählten Stücke zeichnet sie mit angenehme ruhiger Stimme ein Bild und entführt so gedanklich in immer neue Welten. Das Orchester beweist einmal mehr, dass es nicht nur volkstümliche Blasmusik, sondern auch moderne, zeitgenössische und zugleich traditionelle Musik im Repertoire hat. Seit knapp einem Jahr dirigiert Patrik Gunther die anspruchsvollen Musiker und obgleich es ein Debüt unter seiner Leitung ist, findet das Serenadenkonzert bereits zum 9. Mal in der Langfeldsmühle statt.
Kurze Volksweisen wechseln mit längeren Filmmusiken ab und nach Liedern aus „The Wizard of Oz“ und „My Fair Lady“ stimmt „Die lustige Dorfschmiede“ auf eine Pause mit Speisen und Getränken im Biergarten ein. Angenehme familiäre Stimmung im gesamten Hof, denn man kennt sich hier. Besonders oft stößt man bei seinem Rundgang auf den Namen „Winter“: so gehört das wunderschöne Anwesen einem Thomas Winter, im Orchester spielen ein Michael Winter, eine Sabine Rauer (geborene Winter) und ein Lothar Winter mit. Christel Winter musizierte bis vor ein paar Jahren ebenfalls im Orchester, aber konzentriert sich jetzt auf Organisation und Moderation der Konzerte, die sie fast schon als Familienangelegenheit betrachtet. Nach der Pause geht es mit dem zackig-kurzen „Andulka Marsch“ weiter, bevor Ursula Kohl, die Vorsitzende vom Turngau Odenwald, an den Moderatorentisch tritt. Nach der Begrüßung des anwesenden Publikums gleitet ihr Blick über die Köpfe der Musiker bis sie an Lothar Winter hängen bleibt, den sie lächelnd nach vorne bittet. Obwohl parallel zum Sommerkonzert in der schönen Mühle auch das Gauturnfest an diesem Wochenende lief, wollte sie es sich nicht nehmen lassen, persönlich diesem Konzert beizuwohnen und den hingebungsvollen Waldhornbläser mit einer Ehrung für seine Verdienste im Sinne der Musik zu überraschen. Bis 1996 war Winter 30 Jahre lang der Dirigent des Blasorchesters, an dessen Aufbau er ebenfalls tonangebend beteiligt war. Seine drei Kinder und seine Frau konnte er für das Musizieren gewinnen und bis heute spiele Musik im Verein eine wesentliche Rolle in seinem Leben und dem seiner Familie. So mancher seiner Schüler sei auch heute noch im Orchester aktiv dabei und die Ausbildung guter Musiker liege ihm nach wie vor sehr am Herzen. Im Turngau Odenwald gebe es in den rund 100 Vereinen nur drei mit eigenem Orchester und Hergershausen sei eben einer davon, was maßgeblich auf das Engagement des 72jährigen Hergershäusers zurückzuführen sei. Für seine jahrzehntelangen Verdienste im musikalischen Bereich werde er nun vom Turngau Odenwald und auch vom Hessischen Turnverband mit der Silbernen Ehrennadel und einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Aufgrund seines Alters wolle er etwas kürzer treten, obwohl er sich ein Leben ganz ohne Musik natürlich nicht vorstellen könne, wie er sichtlich gerührt beteuerte. Auch seine Frau Christel wurde mit einem Blumenstrauß bedacht, denn sie unterstützte das Hobby ihres Mannes in all den Jahren und habe so manchen Bericht geschrieben, der es sonst wohl nicht rechtzeitig zum Turngau geschafft hätte, schmunzelte Ursula Kohl. Auf die Frage, wie das Leben der Familie Winter ohne Musikverein ausgesehen hätte, gibt sich Christel Winter selbst die Antwort: „Sicher langweilig!“

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Nach dieser kleinen überraschenden Unterbrechung schwelgt das Orchester zunächst mit lieblichen Melodien zu „Morgenblüten“, bevor es poppiger wird und das Publikum die Füße nicht mehr stillhalten kann und begeistert mit wippt. Ein beeindruckendes Trompetensolo von Nick Bartusch und die für ein Blasorchester sehr ungewöhnliche E-Gitarrenbegleitung einiger Lieder zeigt die imponierende Bandbreite des Orchesters. Bei „Lord of the Dance“, reißt Sabine Hanauer mit einem Trommelwirbel am Schlagzeug die Zuhörer aus ihren Träumen, so dass diese in einigen Passagen rhythmisch mitklatschten. Zum Abschluss zeigten die Bläser mit dem neu einstudierten „Rolling Stones on Tour“ -Medley, dass auch Rockmusik möglich ist. Die Zuhörer hatten aber noch keine „Satisfaction“ und so wurde der „Deutschmeister Regimentsmarsch“ als Zugabe geliefert, welcher erst recht in Klatschlaune versetzte. Mit lateinamerikanischen Rhythmen im Sinne von „Santana in Concert“ verabschiedete sich das Orchester endgültig in den Sommerabend und lieferte zur guten Laune auch gleich einen Ohrwurm für den gemütlichen Ausklang im rosenumrankten Biergarten. kb

Text und Fotos: Babenhäuser Zeitung